Funktional, zeitlos, schön. Treten Sie ein!

Türen verbinden Räume oder trennen sie. Sie schützen uns vor Lärm oder unsere Privatsphäre und manchmal retten sie auch Leben. Und ihr Auftreten? Oft schlicht, immer funktional und meist zeitlos schön mit der richtigen Portion Understatement – von einer früheren Notwendigkeit zum Designobjekt.

Um mit einer saloppen Metapher diesen Bericht zu betreten: Der Tag wird kommen und ein Türwechsel steht vor der Tür – egal ob Haus oder Wohnung.
Türen tauschen ist heute keine Hexerei mehr – Türen kann man ja auch schon online kaufen. Wer allerdings Wert auf Nachhaltigkeit und Schönheit legt, wird sich die Qualitätsfrage stellen müssen. Deshalb raten wir auch hier: Suchen Sie das Gespräch mit dem Fachmann. Zum Beispiel mit Klaus Doliner, Objektberater Türen bei Holzfachhändler Gitsche.

Wichtiges Grundwissen

Holz lebt

Holztüren dürfen sich geringfügig ausdehnen und zusammenziehen. Eine genormte Türe beispielsweise mit einem Maß von 2,03 Meter Höhe darf sich 4 mm „verziehen“. Das ist noch kein Reklamationsgrund, denn dieses „Dehn- und Schrumpfverhalten“ ist bei einem Temperaturunterschied von fünf Grad normal. Geht es darüber hinaus, ist eine Klimaklassetür anzuraten. Diese verträgt einen Unterschied bis zu zehn Grad. Eine Wohnungseingangstüre, die ins Stiegenhaus führt, verträgt 20 Grad Temperaturunterschied.

Genormte Tür-Durchgangslichten

Die genormten Durchgangslichten in Österreich bewegen sich (alle 5 cm) von 60 bis 100 cm. Aktuell beträgt die Standardbreite 80 cm, wobei viele Bauträger wegen der Barrierefreiheit bereits auf 85 bis 90 cm verbreitern. Achtung: Auch die Tür ist dann breiter und ragt tiefer in den Raum.

„Herr Doliner, wir fallen gleich mit der Tür ins Haus: Was können Sie uns anbieten?“
„Unzählige Varianten bei Innentüren, dazu noch Brandschutztüren sowie hochwertige Eingangstüren und moderne Haustüren, eventuell auch mit Fingerprint. Wobei sich letztere im höheren Preissegment bewegen.“

Klaus Doliner erklärt, dass viele Details die Wahl der Eingangstüre bestimmen. Beispielsweise robustere Bänder, zusätzliche Bandsicherungen, verstärkte Türblätter, Zusatzschlösser mit Sicherheitsbügel u.v.m. Hier wäre ein separates Fachgespräch notwendig, denn schließlich muss sich die Haus- bzw. Eingangstür für uns stark machen, im Falle des Falles. Deshalb bleiben wir vorerst bei den Innentüren.

Ästhetischer Anspruch

Die erste Frage steht im Raum: eine gefälzte oder eine stumpf einschlagende Tür. Zur Erklärung: Gefälzte Türen haben eine L-förmige Kante am Türblatt, das auf der Zarge leicht aufliegt und den Vorteil, dass sie den Spalt zwischen der Türzarge und dem Türblatt überdecken und somit kaum Licht durchlassen. Diese Variante ist im deutschsprachigen Raum sehr verbreitet. Bei stumpf einschlagenden Türen ist die Türblattkante gerade ausgeführt und nicht überdeckend, also ohne der L-Form; Türblatt und Zarge schließen auf einer Ebene ab.

„Stumpf einschlagende Türen sind moderner und schöner ...“
„Das finde ich auch. Allerdings dürfen Sie bei dieser Türvariante nicht heikel sein. Im Klartext heißt das, dass sich ein Haus ,bewegt‘. bzw. Holz naturgemäß ‚arbeitet‘. Bei gefälzten Türblättern fällt das nicht auf, da sie auf der Zarge leicht aufliegen und den Spalt überdecken. Bei stumpf einschlagenden Türen erkennt man einen ungleichen Spalt von Weitem, weil dieser zwischen Türblatt und Zarge sichtbar ist. Durch das Einstellen der Bänder kann man dieses Manko aber wieder beheben.
Wir verkaufen zu 80 Prozent gefälzte Türen, weil stumpf einschlagende Türen und Zargen sowie deren Montage um Einiges teurer sind.“
Wir einigen uns auf gefälzte Türblätter.

„Welche Holzart empfehlen Sie?“
Spätestens jetzt schmunzelt Herr Doliner freundlich und meint: „Sie können jede nehmen, vorausgesetzt sie gefällt Ihnen. Vorher sollten wir auf das Innenleben der Tür eingehen, hier gibt es große Qualitätsunterschiede.
Die Wabenmittellage, wie sie bei Türen von Genossenschaftswohnungen noch vorkommt, verkaufen wir sehr selten. Sie sind nicht so robust. Eine Röhrenspantür ist hingegen stabiler und kostet nicht viel mehr. Ein sinnvolles Investment also.“

„In welchem Preisrahmen bewegen wir uns?“
„Das kommt wiederum auf die Oberfläche an. Die gängigste ist nach wie vor die glatte Oberfläche in Weiß lackiert und Eiche. Die Auswahl ist dabei so groß, dass Dana, mit denen wir schon seit Jahren kooperieren, eine eigene Broschüre nur mit weißen Türen auflegt. Ein glattes Türelement in  Weiß lackiert für eine Mauerstärke von 17 cm kostet ca. 390 Euro. Alle anderen Weißtöne sind Sonderanfertigung. Es gibt mehrere Mauerstärken, nach denen sich der Preis richtet. Im Übrigen kann ich Ihnen auch Kunex-Türen anbieten.

„Weiß ist also ein Evergreen?“
„Ja, Weiß ist unkompliziert. Momentan ist Eiche bei Fußböden sehr beliebt. Jetzt stellen Sie sich auch noch die Tür, vielleicht das eine oder andere Möbelstück in Eiche vor und die Wand glänzt in einer modischen Schlammfarbe. Zum einen wirkt der Raum völlig überladen und zum anderen treffen mehrere Eichentöne aufeinander, da sich hier verschiedene Hersteller wiederfinden. Da die Türen furniert, der Boden aber massiv Holz ist, ergibt sich automatisch ein anderer Farbton. Die Eichentöne werden daher nie gleich sein. Weiß bietet dazu den nötigen Kontrast bzw. die nötige Ruhe im Raum.“

Furniert oder doch Laminat?

„Für welche Tür sollen wir uns entscheiden? Welche Oberflächenoptik?"
„Da gäbe es mehrere Varianten. 99 Prozent der Türen sind nicht durch und durch aus Holz, also Massivholz, sondern aus Holzwerkstoff. Ich verkaufe Ihnen gerne eine Massivholztür, aber die sind teurer und sprechen eher auf Feuchtigkeit an. Wir verkaufen hauptsächlich Türen aus Holzwerkstoff, die sind sehr robust und langlebig.

Türen mit 0,6 bis 0.9 mm Echtholzfurnier in lackierter oder geölter Oberfläche sind gegenüber Massivholztüren auch noch härter im Nehmen. Das Furnier wird übrigens horizontal oder vertikal angebracht. Oder Sie wählen Laminattüren. Die sind sehr strapazier- und widerstandsfähig gegen Kratzer, Abrieb und Feuchtigkeit, und es gibt sie in vielen Farben und Echtholznachbildungen.

Haben Sie über eine Kombination aus Holz und Glas nachgedacht? Das Glas können Sie klar, leicht mattiert oder stark getrübt wählen. Die Auswahl ist groß, diese reicht von runden Ausschnitten über quadratische bis hin zu rechteckigen. Unsere Lieferanten Dana und Kunex bieten da eine große Auswahl an.“

„Diese Optik klingt interessant.“
„Hier hätten wir viele Möglichkeiten einer Nobelästhetik, Türblätter mit gefrästen Motivkerbungen oder Holzlisenen bzw. Nirolisenen. Lisenen beleben die Türblattoptik, man sollte aber auf Schlichtheit achten. Türblätter lassen sich mit Glasfüllungen in den verschiedensten Größen vollenden.

„Gibt’s Lisenen auch auf Glas?“
„Ja, wobei hier höchste Präzision im Arbeitsprozess gefragt ist, weil die Lisenen im Türblatt vom Türerzeuger und die Lisenen am Glas vom Glaser gefertigt werden. Was ich sagen will: Im schlimmsten Fall stehen die Lisenen am Türblatt und jene am Glas nicht auf einer Höhe, da es eine Toleranz von mehreren Millimetern gibt. Das ist jedoch kein Reklamationsgrund. Weiters muss man bei Ganzglas- bzw. Friesglastüren beachten, dass sie nicht kürzbar sind, was bei Holzwerkstofftüren ja üblich ist, wenn sie vor Ort eingepasst werden. Das Mauerloch muss deshalb vom fertigen Fußboden bis Unterkante Sturz mindestens 204,5 cm betragen.

Und noch ein Tipp von mir: ‚Fahren‘ Sie mit einer Wasserwage am Boden den Drehbereich der Türe ab. Dabei bemerken Sie Unebenheiten oder Wölbungen sofort, denn diese können bei einer Glastür grobe Auswirkungen haben.“

Der CPL-Trend

„Wir hörten von einem neuen Tür-Trend aus Deutschland ...“
„Sie meinen wohl den Schichtstoff CPL „Continuous Pressure Laminate“. Das ist ein Laminat, mit dem Zargen und Türen beschichtet werden. Bei der Herstellung werden mehrere Lagen Papier kontinuierlich mit härtendem Melaminkunstharz oder Phenolkunstharz unter Hitze verpresst. Je mehr einzelne Papiere man presst, desto härter wird es. CPL ist günstiger und strapazierfähiger als Holz.“

„Materialfrage also geklärt?“
Jein. CPL-Türen haben ihre Berechtigung, ganz klar. Ich sehe diese eher im Keller, da sie sehr widerstandsfähig und abwaschbar sind. Mein Tischlerherz pocht jedoch auf Holz. Für den Wohnraum bietet Holz den Vorteil, dass es quasi mitatmet. Es nimmt Luftfeuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab. Ein natürlicher Vorgang. Das CPL Türelement macht das nicht.  

Immer gerne am Drücker

„Und wie sieht es mit Beschlägen aus?
„Der letzte Schrei sind die Flatfix-Beschläge von Dana. Im Gegensatz zu herkömmlichen Türdrückern gibt es bei diesen nur mehr eine Rosette, da auf der Drückerrosette eine Drückerblockierung eingebaut ist. Die Schlüsselrosette und der Schlüssel fallen also weg. Im Notfall können Sie mit einer Münze das Schloss öffnen. Zudem stehen die Türrosetten nur mehr ein bis zwei Millimeter hervor, das sieht schon klasse aus. Dieses Modell gibt es mit runder oder eckiger Rosette in Edelstahl bzw. in einer schwarz matten Oberfläche.“

„Liefern Sie auch, Herr Doliner?“
„Zu 90 Prozent verkaufen wir an Tischlereien und Wiederverkäufer. Wenn sich jedoch jemand Zarge und Tür selbst einbauen möchte, OK. Ich appelliere da allerdings immer an die Vernunft: Zargen und Türen einbauen ist eine heikle Angelegenheit, die verlangt handwerkliches Geschick.“

Vielen Dank für die Beratung.

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